Als ich aufwachte

Es ist noch nicht lange her, da war ich der Meinung, der Mensch brauche Fleisch, um gesund zu leben. Gerade als bei mir Eisenmangel im Blut festgestellt wurde, fing ich an, besonders viel rotes Fleisch zu essen. Wenn möglich, Bio-Qualität, da kann man ja davon ausgehen, dass die Tiere gut ernährt wurden und ein glückliches Leben genossen haben, dachte ich. Auch Käse habe ich nur so verschlungen.

Bis ich dann einigen Fragen nachgegangen bin, die mich schon als Kind beschäftigt haben. Woher kommt eigentlich die Kuhmilch? Geben Kühe immer Milch, solange sie gemolken werden? Und wo sind eigentlich die Kälber?

Dank der weltweiten Suchmaschine im Netz fand ich sehr schnell die Antworten. Ich war schockiert! Natürlich kann eine Kuh erst Milch produzieren, wenn sie gerade ein Kalb geboren hat. Aus irgendeinem Grund hat es mich auch nicht wirklich stutzig gemacht, dass die vom Menschen so genannte Milchkuh eigentlich fast ständig Milch produziert. Das hat nur leider rein gar nichts mit dem natürlichen Sein einer Kuh zu tun. Die Tiere werden von den Menschen auf brutale Art künstlich befruchtet. Dazu kommt, dass Forscher herausgefunden haben, dass es im Tierreich innerhalb einer Spezies keine Vergewaltigungen gibt. Fortpflanzung ist immer einvernehmlich. Sobald das Kalb dann geboren ist, wird es in großen Betrieben direkt oder nach kürzester Zeit der Mutter weggenommen. Die Mutter ruft nach ihrem Kind, oft tagelang, bis es ihr vor Heiserkeit die Stimme verschlägt.

Die Verrohung der Mitarbeiter in großen Tiermastbetrieben ist unfassbar. Männliche Kälber sind Abfallprodukte der Milchindustrie. Sie werden entweder direkt getötet, in Containern zum Sterben zurückgelassen oder als billiges Delikatessfleisch verkauft. Den Transport an die Abnehmer überleben die Neugeborenen oft nicht. Die weiblichen Kälber werden zu Milchkühen herangezüchtet. Quälereien stehen an der Tagesordnung. 

Wie kann es sein, dass neutrale Beobachter der Aufsichtsbehörde beim Sichten des Bildmaterials grausamster Folterszenen an Masttieren nur mit dem Kopf nicken und bestätigen, dass dies in größeren Betrieben keine außergewöhnlichen Vorkommnisse sind? Wie kann es sein, dass sadistisches Verhalten dort nicht geahndet wird?

Was wir heute im 21. Jahrhundert erleben ist ein Massenmord an Tieren. Wie ist das möglich? Und wie kann es sein, dass viele Menschen das gar nicht wissen? So viele nicht fragen? Und so viele einfach wegsehen?

Ich bin unendlich dankbar dafür, dass es endlich Aufklärung gibt. Allmählich werden Stimmen lauter, die sich für diejenigen einsetzen, die nicht unsere Sprache sprechen. Für die, die niemand hören will, kann, soll.

Es erinnert mich an Szenen aus der Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. Dennoch habe ich Hoffnung, dass die heranwachsenden Generationen nicht wegsehen werden. Ein Umdenken ist spürbar, allein schon der Umwelt zu Liebe.

Autorin: Emilie Klein

Weinende Kuh
Weinende Kuh

Kunst von mir


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